Die Methodik der Umsetzung: Wasserfall oder Scrum
Im Internet gibt es viel Sekundärliteratur zu diesen beiden Methoden, hier möchten wir unsere eigenen praktischen Erfahrungen teilen.
Zu Beginn haben wir Projekte ausschließlich nach der Wasserfall-Methode umgesetzt. Seit etwa zehn Jahren nutzen wir jedoch zunehmend die agile Methode Scrum. Aus der Praxis heraus bevorzuge ich Scrum, allerdings ist Scrum erst ab einer gewissen Projektgröße sinnvoll. Andernfalls kann das Projekt leicht zu einem "Pseudo-Wasserfall-Projekt" werden, das die Nachteile beider Ansätze – sowohl für den Auftraggeber als auch für das Entwicklungsteam – vereint.
Die Auswahl der Systeme zur Umsetzung
Um passende Auswahlkriterien zu definieren, empfehlen wir vor und während des Projekts Workshops zu gestalten und die Expertise von uns oder anderen externen Fachleuten einzuholen. Bei kleineren Projekten ist dies in dem Umfang oft nicht notwendig. Hier einige Lösungsansätze (die genannten Systeme sind nur exemplarisch zu sehen):
- Blog und Publikationen: Bei hoher Publikationsfrequenz oder Bedarf an einem Blog empfehlen wir den Blog WordPress.
- Online-Shop: Für den Verkauf von Artikeln eignet sich ein Shop-System wie Shopware.
- Content-Management: Stehen Inhalte im Vordergrund, ist ein CMS wie WordPress oder TYPO3 sinnvoll.
- Produktverwaltung: Bei produktorientierten Projekten empfehlen wir ein PIM-System, z.B. Pimcore.
- Social Media: Eine Social-Media-Plattform sollte auf ein spezielles System wie PHP-Fox aufgebaut werden.
Die meisten Systeme lassen sich erweitern und kombinieren; die Wahl des Basissystems ist jedoch entscheidend. Späte Änderungen an der Software-Architektur erhöhen den Aufwand und führen oft zu suboptimalen Lösungen. Ein Projektneustart kann unter Umständen dann der bessere Weg sein, auch wenn bereits Zeit und Ressourcen investiert wurden. Gewonnenen Erfahrungen schärfen die Zielsetzung und schaffen damit Wettbewerbsvorteile.
Das Ziel sollte stets ein maßgeschneidertes Projekt sein, das perfekt zu Ihrem Angebot passt und Alleinstellungsmerkmale besitzt.
Die Kosten für die Umsetzung
Das Gesamtbudget wird oft als zentrales Auswahlkriterium betrachtet, doch berücksichtigt es nicht alle relevanten Faktoren. Die Erfahrung des Teams, die Qualität von Referenzprojekten und weitere Folgekosten sind immer Teil des Projektes. Häufig wird die Anforderung nach dem „wirtschaftlichstes Angebot“ zu entscheiden in Ausschreibungen falsch interpretiert.
Das „magische Dreieck“ der Wirtschaft zeigt:
- Günstig ist weder schnell noch gut
- Schnell ist selten günstig und gut
- Gut ist selten schnell und günstig
Obwohl viele Systeme kostenfrei oder als Service mit bewährten Grundfunktionen erhältlich sind, wodurch sie ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten, entstehen die eigentlichen Kosten oft durch Kommunikation, fehlende Einheitlichkeit, Erweiterungen und den technischen Rahmen wie Serverstruktur und Systempflege.
Anhaltspunkte für zusätzliche Kosten:
- Kommunikation
- Wurden Aufgaben und Zielgruppen in gemeinsamen Workshops festgelegt?
- Sind alle Steakholder bekannt und am Prozess beteiligt?
- Ist das Team eingespielt und bleibt während des Projekts konstant?
- Werden Informationen auch in mehrsprachigen Teams korrekt weitergegeben? Ein einzelner missverstandener Satz kann erhebliche Kosten verursachen.
- Technische Anforderungen
- Ist das System ausreichend verfügbar?
- Wie schnell kann auf Änderungen reagiert werden?
- Sind die Entwicklungsprozesse in „Deployment”, „Staging” und „Production” professionell organisiert?
- Folgekosten
- Welche Kosten entstehen durch Erweiterungen, Support und System-Updates?
- Weitere Faktoren
- Eine gewisse Lernkurve ist bei umfangreichen Funktionen unvermeidbar, das Basissystem sollte der Agentur aber bekannt dein.
- Ist ein Qualitätsmanagement etabliert?
- Wie verbreitet sind die Systeme? Im DACH-Raum hat sich etwa das CMS TYPO3 für komplexe Lösungen bewährt, während im angloamerikanischen Raum eher Drupal genutzt wird.
- Ist damit Verfügbarkeit von Entwicklern gewährleistet, um im Bedarfsfall skalieren zu können?
- Sind die Systeme den Redakteuren vertraut?
- Kosten fallen nicht nur für die Umsetzung an, sondern auch für den zeitraum in der das neue System noch nicht genutzt werden kann.
Fazit
Der häufige Satz „System XY ist günstig und einfach zu bedienen“ wird oft überbewertet. Wir besprechen dies gerne vorab im Detail mit Ihnen – für eine passgenaue Lösung ist jedoch eine umfassendere Betrachtung in Workshops notwendig.
Die Vorteile von Scrum
Eine Studie des BITKOM e.V. hat ergeben, dass 75 Prozent aller IT-Projekte bereits aufgrund von Fehlern in der Initialisierungsphase scheitern.
Die Autoren des CHAOS Reports erkennen 10 Faktoren als ausschlaggebend für das Gelingen eines Projekts an:
- Nutzerintegration
- Beteiligung der Geschäftsführung
- Erfahrene Projektleiter/innen
- Klare Zielsetzung
- Reduzierung der Projektgröße
- Flexible Anforderungen
- Einheitliche Infrastruktur
- Angemessenes Vorgehen
- Zuverlässige Schätzungen
- Qualifizierte Mitarbeiter/innen
Scrum bindet alle Entscheider in den Prozess durch frühe Freigaben ein, ist in den Anforderungen flexibel, bietet exklusive Zeit für das Projekt und hält die Budget- und Zeitvorgaben ein.
Bernd Göbel, 10/2024