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Die Auswahl des Redaktionssystem

Zu Beginn eines Projekts sprechen wir gern über die Wahl des passenden Redaktionssystems. Oft denkt man sofort an ein Content-Management-System (CMS), doch auch Shopsysteme, Blogs, PIM-Systeme und weitere Lösungen können je nach Bedarf sinnvoll sein.

Im Netz gibt es bereits viele detaillierte Informationen zu diesen Themen, doch leider herrscht zwischen den verschiedenen Systemen oft eine Art „Glaubenskrieg“.

Unsere Erfahrung zeigt, dass die „eierlegende Wollmilchsau“ nicht existiert – aber für jedes Projekt gibt es eine passende Lösung. Einige Systeme kennen wir selbst sehr gut; bei anderen ziehen wir, falls nötig, die Expertise externer Fachleute hinzu.

Ein aktuelles Schlagwort in diesem Bereich ist „Headless“. Diese Architektur vereint verschiedene Datensilos im Backend und ermöglicht eine flexible Ausgabe im Frontend, die dem Benutzer eine nahtlose Erfahrung bietet.

Die Auswahl

Hier sind einige Auswahlkriterien für die Systemwahl. Um diese genauer zu spezifizieren, empfehlen wir, vor und während des Projekts Workshops mit uns zu gestalten. Bei kleineren Projekten ist dieser Aufwand oft nicht notwendig da die Ziele klarer sind.

Nachfolgend einige Lösungsvorschläge. Die genannten Systeme dienen lediglich der Orientierung und stellen keine finale Empfehlung dar:

  • Häufige Publikationen oder Blogs: Für regelmäßige Veröffentlichungen oder Blogs empfehlen wir ein Blog-System, z. B. WordPress.
  • Verkauf von Artikeln: Wenn der Verkauf von Artikeln im Fokus steht, ist ein Shopsystem sinnvoll, z. B. Shopware.
  • Content im Vordergrund: Bei content-orientierten Projekten empfehlen wir ein CMS wie WordPress oder TYPO3.
  • Produktorientierte Organisation: Für produktzentrierte Anforderungen ist ein PIM-System wie Pimcore ideal.
  • Soziale Plattform: Für Social-Media-Plattformen sollte eine passende Basis gewählt werden, z. B. PHP-Fox.

Fast alle Systeme können erweitert oder kombiniert werden, jedoch sollte die Basisauswahl sorgfältig getroffen werden. Späte Änderungen an der Software-Architektur erhöhen die Zeitaufwände und führen selten zur optimalen Lösung.

Ein Neustart des Projekts kann manchmal der bessere Weg sein, auch wenn schon drei Monate investiert wurden und das Ergebnis vielversprechend wirkte. Durch die bisherigen Erfahrungen sind die Projektziele jedoch klarer, was langfristig sogar zu einem Wettbewerbsvorteil führen kann.

Denken Sie immer daran: Das Ziel ist ein maßgeschneidertes Projekt, das perfekt zu Ihren Anforderungen passt.

Die Kosten

Als Auswahlkriterium hat sich leider das scheinbare Gesamtbudget etabliert, welches viele Faktoren aber nicht berücksichtigt. Gerne wird in Ausschreibungen der Begriff des „wirtschaftlichsten Angebot“ fehl interpretiert. Es gilt aber immer das goldene Dreieck der Wirtschaft.

  • Günstig: Ist nicht schnell und gut
  • Schnell: Ist nicht günstig und gut
  • Gut: Ist nicht schnell und günstig

Die eigentlichen Systeme sind oft kostenfrei oder als Service ausgereift und haben viele bewährte Grundfunktionen und bieten ein gutes Preis-Leistungsverhältnis.
Hier ein paar weitere Auswahlkriterien an den Anbieter bzw. der umzusetzenden Agentur, um Kosten transparenter zu machen. Die Anforderungen richten sich natürlich nach der Projektgröße und sind für den Benutzer am Ende nicht sichtbar, sondern wahrnehmbar.

  • Layout: Die Umsetzung des grafischen Layout ist in den aktuellen Systemen vom zeitlichen Aufwand meist sehr ähnlich.
  • Kommunikation: Die Kosten entstehen bei der Kommunikation, nicht durchdachten einheitlichen Lösungsideen, weiteren Erweiterungen und dem technischen Rahmen wie der Serverstruktur und der technischen Pflege des Systems.

Kommunikation

  • Workshops: Wurden die grundlegenden Eckpunkte in gemeinsamen Workshops festgelegt, einschließlich der Aufgaben und Zielgruppen des Projekts?
  • Das Team: Ist das Team eingespielt und bleibt es während des gesamten Projekts stabil zusammen?
  • Muttersprachler: Werden Informationen auch in einem mehrsprachigen Team korrekt übermittelt und verstanden? Ein missverstandener Wunsch oder ein fehlinterpretiertes Detail kann schnell hohe Kosten verursachen.

Technische Anforderungen

  • Systemverfügbarkeit: Ist das System jederzeit verlässlich zugänglich?
  • Reaktionszeiten bei Änderungen: Wie schnell kann auf Änderungswünsche reagiert werden?
  • Entwicklungsprozesse: Wie professionell sind die eingesetzten Entwicklungsumgebungen (Testing, Staging, Produktion)?

Folgekosten

  • Erweiterungen und Weiterentwicklungen: Ist das System zukunftsfähig und erweiterbar?
  • Support: Gibt es zuverlässigen Support?
  • Updates und Upgrades: Sind regelmäßige Aktualisierungen gewährleistet?

Weitere Kosten

  • Lernkurve: Besonders bei umfangreichen Funktionen ist eine gewisse Einarbeitungszeit zu erwarten. Das Basissystem sollte jedoch gut zum Alltag des Anbieters bzw. der Agentur passen.
  • Qualitätsmanagement: Ist ein etabliertes Qualitätsmanagement vorhanden?
  • Systemetablierung: Wie verbreitet ist das System? Beispielsweise hat sich im DACH-Raum das freie Enterprise-CMS TYPO3 bei komplexen Projekten etabliert, während im angloamerikanischen Raum oft auf Drupal zurückgegriffen wird.
  • Verfügbarkeit von Entwicklern: Sind weitere oder alternative Entwickler auf dem Markt verfügbar, um bei Bedarf zu skalieren, oder handelt es sich um ein weniger etabliertes System?
  • Redakteurskenntnisse: Welche Systeme sind den Redakteuren bereits vertraut?

Fazit

Die Aussage: „Wir haben eine Empfehlung für das System xy es ist günstig und einfach zu bedienen” besprechen wir gerne mit Ihnen, ist aber nicht unbedingt die Basis für eine passgenaue Lösung.
 

Bernd Göbel, 10/2024